In Frauenhäusern leben auch Kinder, denn sie sind, ebenso wie ihre Mütter, von Gewalt betroffen und benötigen wie diese Schutz, Zuwendung und Unterstützung. Somit bieten Frauenhäuser einen wichtigen Aspekt, um deren Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit zu erfüllen.
Frauenhäuser sind immer auch Kinderhäuser!
Gewalt gegen Frauen bedeutet in vielen Fällen auch Gewalt gegen Kinder und ist somit kindeswohlgefährdend!
Über die Hälfte der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen berichtet:
57 % der Kinder haben die Gewaltsituation gehört
50 % der Kinder haben die Gewaltsituation gesehen
21- 25 % der Kinder waren involviert
Repräsentative Prävalenzstudie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ (BMFSFJ, 2004, S.277)
Die Kinder leiden, auch wenn sie nicht selbst geschlagen oder angeschrien werden oder die Gewalt zwischen den Eltern nicht direkt sehen! Viele spüren eine existenzielle Angst und geraten im System der häuslichen Gewalt in ambivalente Situationen. Die Kinder wollen beispielsweise die Mutter schützen, fühlen sich schuldig oder identifizieren sich mit dem Täter. Zudem erfahren sie die Eltern-Beziehung als ein Gewalt- und Machtverhältnis. Diese Gewalterfahrung ist ein Schlüsselerlebnis, das sie verarbeiten und an die nächste Generation weitergeben.
Kinder, die Gewalt zwischen Eltern erleben werden im späteren Erwachsenenleben oft selbst Opfer von Gewalt oder üben öfter selbst Gewalt aus. Auch Ängste und Unsicherheiten sowie Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten können mögliche Folgen aus dem Erlebten sein.
Die in diesem Textabschnitt gemachten Aussagen stützen sich auf Veröffentlichungen von Frau Prof. Dr. B. Kavemann und Frau Prof. Dr. Ostbomk-Fischer
Häufig kommen die Kinder völlig unvorbereitet, aus einer für sie beängstigten Situation, mit ihrer Mutter in ein Frauenhaus. Deshalb ist es wichtig, den Kindern einen Rahmen anzubieten, in dem sie sich stabilisieren können. Als Basis hierfür bietet der Aufenthalt im Frauenhaus sowohl Sicherheit, Ruhe, Zeit und Entlastung, als auch kindgerechte pädagogische Angebote.
Warum ist das Frauenhaus für Kinder und Jugendliche ein geeigneter Ort?
Die Arbeit mit den Kindern im Frauenhaus fällt in den Bereich der Kurzzeit- und Situationspädagogik mit Schwerpunkt auf der Begleitung gruppendynamischer Prozesse.
Wenn möglich werden intensive Einzelangebote gemacht, in denen das Kind Vertrauen zur jeweiligen Bezugsperson aufbauen kann. Es hat die Möglichkeit über Tabuthemen zu sprechen, wie z.B. eigene Gewalterfahrungen, Gefühle und Wünsche.
Im Frauenhaus wird durch kompetente Frauenhausmitarbeiter*innen parteilich auf die Folgen der Gewalterfahrungen eingegangen.
Das bedeutet:
Hier finden Kinder und Jugendliche respektvolle Beachtung, ihrem Alter entsprechende Unterstützung, Beratung und individuelle Förderung.
Die Frauenhäuser sind Orte des kindgerechten Austausches über Erlebtes, aber auch von Kindersolidarität und Stärkung von Kinderrechten.
Das Leben im Frauenhaus ermöglicht den Kindern die Stärkung der Eigenkompetenz, ihrer sozialen Kompetenz, einen von Aggressionen freien Umgang mit Konflikten und interkulturelles Lernen.
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass die konkreten Angebote für Kinder in den einzelnen Häusern voneinander abweichen können, ebenso die Aufnahmemöglichkeiten für Jungen über 14 Jahren.
Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne direkt an ein Frauenhaus.